Die Relevanz der Frühmobilisation auf der ITS

Im Rahmen der Kampagne „ICU Liberation Campaign“ (2018) der US-amerikanischen Gesellschaft für Intensivmedizin „Society of Critical Care Medicine (SCCM)“ sollen Patienten durch eine kürzere Verweildauer auf der ITS vor deren nachteiligen Auswirkungen von Schmerzen, Unruhe und Delirium bewahrt werden.
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Die Relevanz der Frühmobilisation auf der ITS

Im Rahmen der Kampagne „ICU Liberation Campaign“ (2018) der US-amerikanischen Gesellschaft für Intensivmedizin „Society of Critical Care Medicine (SCCM)“ sollen Patienten durch eine kürzere Verweildauer auf der ITS vor deren nachteiligen Auswirkungen von Schmerzen, Unruhe und Delirium bewahrt werden.
INSPIRE Die Relevanz der Fruhmobilisation auf der ITS Armstrong Medical | Medical Device Manufacturer
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Angesichts der steigenden Kosten im Gesundheitswesen und der weltweit zunehmenden Belegung von Krankenhausbetten suchen viele medizinische Fachkräfte und auch Gesundheitseinrichtungen nach Möglichkeiten, die Aufenthaltsdauer zu verkürzen und die Behandlungsergebnisse zu verbessern.

Im Rahmen der Kampagne „ICU Liberation Campaign“ (2018) der US-amerikanischen Gesellschaft für Intensivmedizin „Society of Critical Care Medicine (SCCM)“ sollen Patienten durch eine kürzere Verweildauer auf der ITS vor deren nachteiligen Auswirkungen von Schmerzen, Unruhe und Delirium bewahrt werden. Die Umsetzung des unten aufgeführten ABCDEF-Bündels hat signifikante und klinisch aussagekräftige Ergebnisse gezeigt, einschließlich einer verbesserten Überlebensrate, einer besseren Versorgung ohne Zwangsmaßnahmen, einer geringeren Inanspruchnahme von maschineller Beatmung, weniger Fälle von Koma, Delirium, Wiederaufnahme auf die ITS sowie einer veränderten Disposition nach der Entlassung aus der Intensivstation.[1,2]

Diese Qualitätsinitiative, die auch als „ABCDEF-Maßnahmenbündel“ bekannt ist, zielt darauf ab, den Outcome für Patienten zu verbessern und das Risiko von Langzeitfolgen eines Aufenthalts auf der Intensivstation zu verringern. Sie besteht aus folgenden Einzelpunkten:

A: Assessment, Prävention und Behandlung von Schmerzen  

B: Sowohl Spontanaufwach- (SAT) als auch Spontanatmungsversuche (SBT)  

C: Wahl der Analgesie und Sedierung  

D: Umfassendes Delirmanagement (Assessment, Prävention und Behandlung)  

E: Frühzeitige Mobilisierung und individualisierte Physiotherapie  

F: Engmaschige Einbeziehung des unterstützenden Familienverbandes

Wir werden uns nun auf den Punkt Frühmobilisierung konzentrieren, bei der es darum geht, Patienten so schnell wie möglich nach der Aufnahme in die Intensivstation wieder zu mobilisieren. Dies hat sich sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern als sicher und praktikabel erwiesen. Bei Erwachsenen haben Studien gezeigt, dass eine Frühmobilisierung auf der ITS das Delirrisiko verringert, den klinisch-funktionellen Outcome verbessert und kosteneffizient ist.

Patienten auf der Intensivstation entwickeln häufig eine Muskelschwäche. Zum Teil ist dies auf den Verlust der mechanischen Belastung durch körperliche Inaktivität, Bettruhe oder Immobilisierung zurückzuführen.[3] Patienten mit einer kritischen Erkrankung können innerhalb einer Woche mehr als 15 % ihrer Muskelmasse verlieren, was sich langfristig nachteilig auswirken kann.[4[]

Frühmobilisierung ist die Förderung körperlicher Aktivität bereits am zweiten bis fünften Tag nach Beginn der kritischen Erkrankung oder Verletzung [5]. Hierbei geht es um die Durchführung körperlicher Aktivitäten in einer Intensität, die zu physiologischen Veränderungen führt. [6]

Die WHO definiert körperliche Aktivität als „jede von der Skelettmuskulatur erzeugte Bewegung, die einen Energieaufwand erfordert“.[7] Dies kann Sport und andere Aktivitäten umfassen, die körperliche Bewegung beinhalten.

Willigen, Z et al. (2016) haben 2012 eine Initiative zur Qualitätsverbesserung für maschinell beatmete Patienten auf einer allgemeinen Intensivstation angeboten. Es wurde ein umfassendes Behandlungspaket angeboten, das zwei zusätzliche tägliche physiotherapeutische Behandlungen in Kombination mit einer minimalen Sedierung, sofern möglich, vorsah. Ziel des Projekts war es, über einen Zeitraum von vier Jahren eine frühzeitige Mobilisierung durchzuführen und ihre Auswirkungen auf die Verweildauer auf der ITS zu ergründen. Sie hatten zwar darauf hingewiesen, dass Frühmobilisation schwierig umzusetzen sei, machten aber deutlich, dass es in ihrer Patientenkohorte zu einer prognostizierten Verkürzung der Aufenthaltsdauer kam. [8]

Die Frühmobilisierung kann für Patienten und Personal erhebliche Vorteile mit sich bringen; dazu gehören eine geringere auf der Intensivstation erworbene Schwäche, weniger Delirtage, weniger Tage mit maschineller Beatmung, eine verbesserte klinisch-funktionelle Genesung im Krankenhaus, eine verbesserte Gehstrecke bei der Entlassung aus dem Krankenhaus und eine kürzere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus. [9]

Zu den empfohlenen Übungen gehören unter anderem passive und aktive Bewegungsübungen, aktives Drehen von einer Seite zur anderen, Übungen im Bett, Transfers vom Bett in den Stuhl und umgekehrt, Gehen und Widerstandsübungen. [5]

Es ist bekannt, dass nicht alle Patienten auf der Intensivstation zu aktiven Bewegungen in der Lage sind. Daher variieren die Maßnahmen je nach Aktivitätsgrad, von passivem Dehnen bis hin zum aktiven Gehen. Es ist wichtig, für jeden Patienten ein tägliches Aktivitätsziel festzulegen, das auf dem klinischen Zustand des Patienten und den verfügbaren Ressourcen zur Unterstützung basiert. Es sollten auch andere Aktivitätsmethoden in Betracht gezogen werden, wie z. B. das Anheben des Kopfteils des Bettes, passive ROM-Übungen, manuelles Wenden oder das Baumeln lassen (dangling). An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass z. B. eine mangelnde Gehfähigkeit nicht das einzige Hindernis für die Mobilisierung sein muss.

Im Rahmen ihrer Kampagne zur Verkürzung der Verweildauer auf der ITS (ICU Liberation Campaign, 2018) hat die SCCM Überlegungen dazu angestellt, was bei einem Mobilisierungsversuch zu beachten ist. Dazu gehören der neurologische Status, z. B. der Wachheitsgrad, die kardiale Stabilität und die Lungenfunktion (z. B. Beatmungs- und Sauerstoffbedarf). [1]

In ihrem ergänzenden Beitrag für My American Nurse führen Amanda Veesart und Alyce S. Ashcraft [10] sechs potenzielle Hindernisse für eine Frühmobilisierung auf, nämlich: Weigerung des Patienten (oder der Familie) aufgrund von Schmerzen und Unbehagen des Patienten, große Patientengröße, Personalmangel, Mangel an Ausrüstung für den sicheren Umgang mit dem Patienten und für die Mobilisierung, Mangelnde Rahmenbedingungen vor Ort und Versäumnis, die Mobilisierung zur Priorität zu machen.

In einer Zeit, in der Krankenhäuser übermäßigem Druck ausgesetzt sind, könnte die Einführung eines Programms zur Frühmobilisierung dazu beitragen, den Druck auf den Intensivstationen zu verringern, indem die Mobilität und das psychische Wohlbefinden der Patienten verbessert werden und durch die Verkürzung der Aufenthaltsdauer schneller Betten frei werden, was wiederum zu potenziellen Kosteneinsparungen für Krankenhäuser führen kann.

Die frühzeitige Mobilisierung kann von jedem Mitglied des interdisziplinären Teams durchgeführt werden, einschließlich Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten oder Ärzten. Durch die vollständige Integration von Qualitätsinitiativen wie dem ABCDEF-Bündel kann die Intensivpflege patientenorientierter und ganzheitlicher gestaltet werden, wobei das Hauptziel in der Verbesserung des Patienten-Outcomes besteht.

Bei Patienten, die Atemtherapien wie High-Flow-Sauerstofftherapie und CPAP benötigen, ermöglicht die Akkulaufzeit des AquaVENT® FD140i-Geräts von mindestens 60 Minuten dem medizinischen Fachpersonal, sich sicher im Bettbereich zu bewegen, ohne dass die Therapie unterbrochen werden muss.

An image of a patient receiving early mobilisation in ICU

[1] Devlin JW, Skrobik Y, Gélinas C, Needham DM, Slooter AJC, Pandharipande PP, Watson PL, Weinhouse GL, Nunnally ME, Rochwerg B, Balas MC, van den Boogaard M, Bosma KJ, Brummel NE, Chanques G, Denehy L, Drouot X, Fraser GL, Harris JE, Joffe AM, Kho ME, Kress JP, Lanphere JA, McKinley S, Neufeld KJ, Pisani MA, Payen JF, Pun BT, Puntillo KA, Riker RR, Robinson BRH, Shehabi Y, Szumita PM, Winkelman C, Centofanti JE, Price C, Nikayin S, Misak CJ, Flood PD, Kiedrowski K, Alhazzani W. Clinical Practice Guidelines for the Prevention and Management of Pain, Agitation/Sedation, Delirium, Immobility, and Sleep Disruption in Adult Patients in the ICU. Crit Care Med. 2018 Sep;46(9):e825-e873. doi: 10.1097/CCM.0000000000003299. PMID: 30113379. Clinical Practice Guidelines for the Prevention and Management of Pain, Agitation/Sedation, Delirium, Immobility, and Sleep Disruption in Adult Patients in the ICU – PubMed (nih.gov) 

[2] Pun BT, Balas MC, Barnes-Daly MA, Thompson JL, Aldrich JM, Barr J, Byrum D, Carson SS, Devlin JW, Engel HJ, Esbrook CL, Hargett KD, Harmon L, Hielsberg C, Jackson JC, Kelly TL, Kumar V, Millner L, Morse A, Perme CS, Posa PJ, Puntillo KA, Schweickert WD, Stollings JL, Tan A, D’Agostino McGowan L, Ely EW. Caring for Critically Ill Patients with the ABCDEF Bundle: Results of the ICU Liberation Collaborative in Over 15,000 Adults. Crit Care Med. 2019 Jan;47(1):3-14. doi: 10.1097/CCM.0000000000003482. PMID: 30339549; PMCID: PMC6298815. Caring for Critically Ill Patients with the ABCDEF Bundle: Results of the ICU Liberation Collaborative in Over 15,000 Adults – PubMed (nih.gov)

[3] Chambers, Melissa A., Jennifer S. Moylan, and Michael B. Reid. “Physical inactivity and muscle weakness in the critically ill.“ Critical care medicine 37.10 (2009): S337-S346.

[4] Fazzini B, Märkl T, Costas C, Blobner M, Schaller SJ, Prowle J, Puthucheary Z, Wackerhage H. The rate and assessment of muscle wasting during critical illness: a systematic review and meta-analysis. Crit Care. 2023 Jan 3;27(1):2. doi: 10.1186/s13054-022-04253-0. PMID: 36597123; PMCID: PMC9808763. The rate and assessment of muscle wasting during critical illness: a systematic review and meta-analysis – PubMed (nih.gov)

[5] Castro-Avila, Ana Cristina, et al. “Effect of early rehabilitation during intensive care unit stay on functional status: systematic review and meta-analysis.“ PloS one 10.7 (2015): e0130722.

[6] Stiller, Kathy. “Physiotherapy in intensive care: an updated systematic review.“ Chest 144.3 (2013): 825-847.

[7] World Health Organisation. Physical Activity. http://www.who.int/topics/physical_activity/en/ 

[8] Van Willigen Z, Collings N, Richardson D, Cusack R. Quality improvement: The delivery of true early mobilisation in an intensive care unit. BMJ Qual Improv Rep. 2016 Dec 30;5(1):u211734.w4726. doi: 10.1136/bmjquality.u211734.w4726. PMID: 28090326; PMCID: PMC5223689. Quality improvement: The delivery of true early mobilisation in an intensive care unit – PubMed (nih.gov)

[9] Tipping, Claire J., et al. “The effects of active mobilisation and rehabilitation in ICU on mortality and function: a systematic review.“ Intensive care medicine 43.2 (2017): 171-183.

[10] Veesart, Amanda, and Alyce S. Ashcraft. “Get your patients moving—now!.“ The Essence of Nursing 10.5 (2015): 11-13.

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